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Bericht: erstes Berliner Handwerkscamp

20.04.2017
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Am 1. und 2. April 2017 feierte das Handwerkscamp im Ausbildungszentrum der SHK-Innung in Berlin seine Premiere. Mit dabei: die DeSH-Praktikantin Lisa Bansamir. 

Die Veranstaltung richtete sich an alle Beschäftigten aus dem Hochbau, Tiefbau und Ausbau und diente der Wissensvermittlung und dem Erfahrungsaustausch verschiedenster Akteure. Abgedeckt war somit die gesamte bauhandwerkliche Palette von Dachdeckern über Elektriker, Malern und Tischlern bis hin zu Zimmerleuten. Hier debattierten Nachwuchskräfte mit gestandenen Fachleute aus Bauindustrie und -gewerbe über Trends und Herausforderungen der Bauchbranche. Es ging um Digitalisierung und Transformation, Meisterpflicht und Fachkräftemangel. Mit dabei war auch Lisa Bansamir. Die gelernte Tischlerin studiert Holztechnik an der FH Eberswalde und absolviert derzeit ein Praktikum bei der Deutschen Säge- und Holzindustrie. Sie berichtet im Folgenden, wie sie das Camp erlebt hat:

Ein sonniger Samstagmorgen. Ohne zu wissen, was mich genau erwartet, bin ich auf dem Weg zum ersten Berliner Handwerkscamp. Einige Abende zuvor weckte die Info-Webseite mein Interesse, weshalb ich mich gleich anmeldete. Kurz bevor ich das Handwerkercamp erreiche bin ich aufgeregt und neugierig, was gleich hier passiert.

In einer schön hergerichteten Kantine finden sich etwa 50 Teilnehmer ein, die aus ganz Deutschland angereist sind. Bei einer kurze Vorstellungsrunde formuliert jeder seine Vorstellungen über das Handwerkscamp in drei # Hashtags. Meine Hashtags sind #1: Digitalisierung #2 Firmen-Führungsstrukturen und #3 Neugierde

Mitbestimmung großgeschrieben

Ich folge dem Verlauf der Veranstaltung, bis ich merke, dass die Teilnehmer aufgefordert werden, ihre Themen zu nennen. Denn Barcamps zeichnen sich dadurch aus, dass es im Vorfeld kein festes Programm gibt, sondern alle mitbestimmen können, worüber gesprochen wird. Dass ich kein eigenes Thema mitgebracht habe, ist nicht dramatisch, denn es finden sich ausreichend Themen. Nach der anfänglich offenen, neuen Situation standen schnell interessante Inhalte fest, darunter „Führen ohne Führung“, „WhatsApp für den Handwerker“ oder „Digitalisierung eines Unternehmens“. Hier ist eine Basis, wo Nachwuchskräften und erfahrene Fachleute auf Augenhöhe diskutieren. Jeder wird mit „DU“ angesprochen und kann auch jederzeit seine ausgesuchte Diskussionsrunde verlassen.

Aus der Diskussionsrunde oder Session „Führen ohne Führung“ erfahre ich, dass größere Firmen in kleinere, eigenständige Gruppen eingeteilt werden können. Daraus resultiert ein engerer Kontakt zum Kunden, die Eigenverantwortung steigt und der eigene Arbeitsalltag gewinnt an neuen Aufgaben. Andere bringen durch den öffentlichen Zugang der Einnahmen und Ausgaben ihren Mitarbeitern mehr Vertrauen entgegen und sind positiv überrascht von der besseren Arbeitsleistung.

Beeindruckt hat mich in der Session „Digitalisierung eines Unternehmens“, dass heute bereits bei Kunden vor Ort mit EC-Karte bezahlt werden kann, die Kunden von diesem Service begeistert sind und diesen auch gerne nutzten. Möglich wird das durch das frühzeitige Heranführen der Mitarbeiter an digitale Medien und eine Schritt-für-Schritt-Umsetzung, beispielsweise mit einem Managementprogramm für die Terminkoordinierung oder einem Tablet zum Quittieren des Auftrages statt der üblichen Auftragzettel in Papierform. Das kann nicht nur der Paketdienstservice, sondern auch das Handwerk!

Neue Perspektiven

In den Sessions wurden Ideen entwickelt und Erfahrungen weitergegeben. Die Teilnehmer nutzten den Austausch für einen Perspektivwechsel. Jeder kam zu Wort und wurde gehört. Und in den längeren Pausen konnte aktives Netzwerken stattfinden.

Mein Fazit

Eine Erfahrung, die sich für alle im Bauhandwerk Tätigen lohnt und die neugierig auf mehr macht: auf einen weiteren Gedankenaustausch, eine Auseinandersetzung mit den dort verhandelten Inhalten und um zu lernen, wie sich Digitalisierung im Baubereich praktisch anwenden lässt. Auch dafür lieferte das Handwerkscamp positive Praxisbeispiele. Und wo sonst kann man sich mit Azubis, Gesellen, Meistern, Betriebsleitern und Geschäftsführern in dieser Offenheit über wichtige und zukunftsweisende Themen der Branche austauschen?