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“Fit for 55“ ist zweischneidiges Schwert für Wald und Holz

14.07.2021

Berlin, 14.07.2021

EU-Klimapaket

“Fit for 55“ ist zweischneidiges Schwert für Wald und Holz

Die Europäische Kommission hat heute ihr neues Klima-Paket “Fit for 55“ vorgestellt. Es umfasst 13 Legislativvorschläge für die Bereiche Klima und Energie mit dem Ziel, bis 2030 die Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 1990 um 55 Prozent zu reduzieren. Der Deutsche Säge- und Holzindustrie Bundesverband e.V. (DeSH) begrüßt die Bestrebungen für mehr Klimaschutz, sieht jedoch aufgrund der widersprüchlichen Vorgaben insbesondere für Wald und Holz deutlichen Nachbesserungsbedarf.

Zur Umsetzung der neuen EU-Klimaziele werden heute zahlreiche Maßnahmen und Regulierungen vorgestellt, um bis zum Jahr 2030 die CO2-Emissionen um 55 statt wie bisher um 40 Prozent zu reduzieren. „Das Ziel der EU-Kommission ist ambitioniert, der Wille zu mehr Klimaschutz begrüßenswert. Allerdings müssen Chancen und Risiken sorgfältig abgewogen werden. Vor allem im Bereich Wald und Holz sehen wir, dass Wechselwirkungen vollkommen verkannt werden und die Legislativvorschläge an vielen Stellen in verschiedene Richtungen laufen. Am Ende muss jedoch ein Paket stehen, das CO2-Emissionen in allen Branchen wirksam vermeidet und es nicht einzelnen Branchen unmöglich macht, ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten“, erläutert DeSH-Geschäftsführerin Julia Möbus die Position des Verbands. Im ersten Schritt zur Umsetzung des Green Deals plant die EU-Kommission die Überarbeitung oder Neuauflage von 13 Gesetzesvorhaben. Im Herbst sollen weitere Initiativen, u. a. auch für den Gebäudesektor, folgen.

Vorschläge schießen über das Ziel hinaus

Besonders kritisch sieht der Verband die geplante Neuauflage der EU-Forststrategie. Diese soll die Verschiebung nationaler Kompetenzen in Richtung EU zur Stärkung der Biodiversität und die Ausweisung nutzungsfreier Gebiete auf 30 Prozent der Landfläche beinhalten. „Wir weisen immer wieder darauf hin, dass Waldbewirtschaftung, Holzverwendung und Biodiversität Hand in Hand gehen müssen. Die Nutzung von Holz spart nicht nur mehr CO2 ein, als es im Wald zu belassen, sondern erfüllt gesellschaftliche Bedürfnisse nach nachhaltigem Wohnraum und erneuerbarer Energie, die ihrerseits wiederum Klima und Artenvielfalt beeinflussen“, so Möbus.

Vollkommen unverständlich ist daher auch, dass mit einer überarbeiteten Verordnung auf den LULUCF-Sektor noch mehr Druck ausgeübt wird: Statt 225 sollen dort bis 2030 nun 310 Mio. Tonnen CO2 durch die Mitgliedstaaten gebunden werden. „Wir haben bereits bei den Konsultationen auf EU-Ebene und bei den Beratungen des deutschen Klimaschutzgesetzes deutlich gemacht, dass diese Ziele zu erheblichen Nutzungsverboten und damit einer Absage an die Holzverwendung führen können. Wenn die Kommission mit der gleichen Verordnung nun jedoch auch Holzprodukte als CO2-Speicher fördern möchte, vermissen wir eine Kohärenz und Planungssicherheit für unsere Branche“, erläutert Möbus.

Ein ähnlicher Zwiespalt deutet sich bei der Reform der Erneuerbare-Energien-Richtlinie III an. „Wir begrüßen, dass der Anteil erneuerbarer Energien in den nächsten Jahren deutlich gesteigert werden soll – sowohl in der RED III als auch durch die geplante Ausweitung des Emissionshandels. Für die Holzenergie als wichtige Quelle der Prozess- und Gebäudewärme birgt die geplante Ausweitung der Nachhaltigkeitskriterien und THG-Einsparpflichten der RED III auf Anlagen bis 5 MW und den Anlagenbestand jedoch ein deutliches Hemmnis für deren Ausbau“, sagt die DeSH-Geschäftsführerin.

Green Deal: Licht und Schatten für Holz

Bereits bei diesen drei Richtlinien werde deutlich, dass die EU-Kommission mit ihren Vorschlägen den großen Wurf für den Klimaschutz versucht, die im Detail allerdings in vollkommen andere Richtungen laufen könnten. „Wir erwarten in den nächsten Jahren sehr positive Signale für die Holzverwendung im Gebäudebereich und Energiesektor. Ob sich die geplanten Maßnahmen dann auch tatsächlich umsetzen lassen, wird entscheidend von einer verlässlichen Rohstoffgrundlage im Wald und möglichen finanziellen Auswirkungen abhängen. Wir stehen als Branche für effizienten Klimaschutz, der Arbeitsplätze und regionale Wertschöpfung schafft. Holz kann in vielen Bereichen sinnvoll für den Klimaschutz eingesetzt werden – vor allem bei Gebäuden, Energie und Wärme. Die lange Liste der EU-Kommission muss mit konkreteren Maßnahmen verbunden werden, statt immer wieder die alten Ziele durch neuere, unter den bisherigen Bedingungen, nicht realisierbare zu ersetzen“, sagt Möbus abschließend.

Die Pressemitteilung können Sie als pdf-Dokument hier herunterladen und nachlesen.

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Über die Deutsche Säge- und Holzindustrie

Der Deutsche Säge- und Holzindustrie Bundesverband e.V. (DeSH) vertritt die Interessen der deutschen Säge- und Holzindustrie auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene. Dabei steht der Verband seinen Mitgliedern, darunter mehr als 400 Unternehmen aus ganz Deutschland, in wirtschafts- und branchenpolitischen Angelegenheiten zur Seite und unterstützt die kontinuierliche Verbesserung der wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen für die Verwendung des Rohstoffes Holz. Der Verband tritt in Dialog mit Vertretern aus Medien, Wirtschaft, Politik und Forschung. Bei der Umsetzung ihrer Ziele steht die Deutsche Säge- und Holzindustrie für eine umweltverträgliche und wertschöpfende Nutzung des Werkstoffs und Bioenergieträgers Holz.