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Klimaschutzpotenziale durch Wiederaufforstung in Verbindung mit Holznutzung ausschöpfen

10.07.2019
Wald mit Naturverjüngung

Bundeslandwirtschaftsministerin fordert Millionen neuer Bäume

Klimaschutzpotenziale durch Wiederaufforstung in Verbindung mit Holznutzung ausschöpfen

Eine Schweizer Studie macht Hoffnung: Globale Aufforstung könnte die Erderwärmung bremsen. Hierzulande gerät der Wald aber zunehmend selbst unter Druck. Dürre, Brände, Stürme und Schädlinge sorgen für große Schäden im Wald. Die Bundesregierung plant mit einem Wiederaufforstungsprogramm, den Herausforderungen zu begegnen. Aus Sicht der Holzindustrie ein wichtiger Schritt. Zur Nutzung des gesamten Klimaschutzpotenzials müsse jedoch der Blick auf die gesamte Wertschöpfungskette gerichtet werden.

„Die aktuellen Wetter- und Folgeschäden zeigen, dass das Jahr 2018 keine Ausnahme war", sagt Lars Schmidt, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Säge- und Holzindustrie Bundesverbandes e.V. (DeSH). Nach Angaben des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) sind insgesamt 110.000 Hektar und damit rund ein Prozent der deutschen Waldfläche betroffen. Dass die Bundeskanzlerin sowie Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner der Branche Unterstützung zusagt, sei ein wichtiges Signal, findet Schmidt. Die Ministerin schlägt ein "Mehrere-Millionen-Bäume-Programm" vor, das aus dem Energie- und Klimafonds (EKF) der Bundesregierung finanziert werden könnte.

Die Anpassung an den Klimawandel geht aber über das Pflanzen neuer Bäume hinaus, erklärt der studierte Forstwirt Schmidt. Denn Kalamitäten betreffen die gesamte Wertschöpfungskette: Während Waldbesitzer großflächige Schäden verzeichnen, die aufgearbeitet werden müssen, muss die Holzindustrie ihre Produktion und ihren Absatz auf qualitativ minderwertiges Holz ausrichten. Langfristig führen die langen Wachstumszeiten sowie Unwägbarkeiten des Klimawandels dazu, dass in den kommenden Jahren deutlich weniger Holz verfügbar sein könnte. Für den Klimaschutz hätte das negative Auswirkungen. Denn das gesamte Potenzial von Holz entfaltet sich erst mit der nachhaltigen Verwendung: Der Atmosphäre wird dadurch nicht nur CO2 entzogen, sondern der Kohlenstoff auch über die komplette Nutzungsdauer in Produkten wie Häusern, Möbeln oder Verpackungen gebunden. Zudem ersetzt Holz energieintensive Materialien und fossile Brennstoffe, bei deren Herstellung große Mengen Treibhausgase freigesetzt werden. Die zentrale Weichenstellung für die gesamte Branche ist daher, welche Bäume im Rahmen des geplanten Programms gepflanzt werden. Diese müssten in den kommenden Jahrzehnten gesund, stabil und vielseitig einsetzbar sein. Derzeit werden 95 Prozent der Holzprodukte aus Nadelholz gefertigt. „Die gezielte Förderung der Anpassungsfähigkeit heimischer Baumarten an die veränderten Standortbedinungen sollte daher ein zentrales Element der Wiederaufforstungsstratregie sein“, so Schmidt.

Insgesamt werden in Deutschland bereits jedes Jahr 127 Millionen Tonnen CO2 durch Holz eingespart, davon weit mehr als die Hälfte über die Nutzung. Bei dem geplanten „Mehrere-Millionen-Bäume-Programm“ der Bundesregierung sind daher bei der Wiederaufforstung auch die Auswirkungen für die Holzverwendung im Blick zu behalten. So könnte man das Klimaschutzpotential der Forst- und Holzwirtschaft noch deutlich besser ausschöpfen.

Schmidt appelliert deswegen an die Politik, die aktuelle Sorge um den Wald sachgerecht in die Öffentlichkeit zu kommunizieren. „Hierzulande wächst der Holzvorrat jährlich weiterhin um über 120 Millionen Kubikmeter. Das entspricht 58 Millionen Tonnen oder 4.320 Holzhäusern pro Tag. Die nachhaltige Bewirtschaftung der deutschen Wälder ist eine Errungenschaft, die keinesfalls mit der Abholzung der Regenwälder gleichgesetzt werden darf. Vielmehr müssen wir aktiv für dieses Modell werben, denn das Klimapotenzial von Wald und Holz wirkt nur global."

Forscherinnen und Forscher der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich stellten Anfang Juli im Fachmagazin Science eine Flächenanalyse vor, nach der weltweit 900 Millionen Hektar zusätzlicher Wald gepflanzt werden könnten, ohne Städte oder Agrarflächen zu beeinträchtigen. Die Bäume hätten das Potenzial, über 200 Milliarden Tonnen Kohlenstoff und damit zwei Drittel der vom Menschen verursachten Kohlenstoffdioxidmenge zu absorbieren. Gemäß dem jüngsten Bericht des Weltklimarats (IPCC) wäre das ausreichend, um die Erderwärmung bis 2050 auf 1,5 Grad zu begrenzen.

Hintergrund:

Im Herbst 2018 veröffentlichte der DeSH erstmals konkrete Maßnahmenvorschläge zur Klimafolgenanpassung in Wald und Holz. Der jährlich stattfindende Sägewerkskongress stand im März 2019 im Zeichen des Klimwandels. Über zwei Tage diskutierten Wissenschaftler, Praxisvertreter und politische Entscheidungsträger Vorschläge und mögliche Anpassungsstrategien, auf deren Basis der DeSH seine Maßnahmenvorschläge im April 2019 nochmals vorstellte. 

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Über die Deutsche Säge- und Holzindustrie

Der Deutsche Säge- und Holzindustrie Bundesverband e.V. (DeSH) vertritt die Interessen der deutschen Säge- und Holzindustrie auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene. Dabei steht der Verband seinen Mitgliedern, darunter mehr als 600 Unternehmen aus ganz Deutschland, in wirtschafts- und branchenpolitischen Angelegenheiten zur Seite und unterstützt die kontinuierliche Verbesserung der wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen für die Verwendung des Rohstoffes Holz. Der Verband tritt in Dialog mit Vertretern aus Medien, Wirtschaft, Politik und Forschung. Bei der Umsetzung ihrer Ziele steht der Deutsche Säge- und Holzindustrie Bundesverband für eine umweltverträgliche und wertschöpfende Nutzung des Werkstoffs und Bioenergieträgers Holz.