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Hilfsfonds zur Wahrung der Holzrechte im Spessart geplant / dritter Nationalpark in Bayern setzt Holzrechtler dem Konkurrenzdruck der Holzwirtschaft aus

16.03.2017
Wald

Bei der heutigen Anhörung im Bayerischen Landtag zum dritten Nationalpark war ein wichtiger Stakeholder von der Rednerliste ausgeschlossen: die Holzverarbeitung. Hierauf wies Jochen Winning, Geschäftsführer des Verbandes der Holzwirtschaft und Kunststoffverarbeitung Bayern-Thüringen e. V. (VHK) am Rande der Veranstaltung hin. Winning kündigte zudem an, dass die Holzindustrie einen geplanten Hilfsfonds zur Wahrung der Holzrechte im Spessart unterstützen werde.

Die bayerische Säge- und Holzindustrie, vertreten durch den VHK und den Deutsche Säge- und Holzindustrie Bundesverband (DeSH), sieht die aktuellen Vorschläge von Umweltministerin Ulrike Scharf äußerst kritisch. Das zuständige Ministerium hatte kürzlich bei der Verbändeanhörung in Miltenberg angekündigt, die von einer Nationalparksausweisung im Spessart betroffenen Holzrechtler könnten durch die Eintragung von Holzrechten außerhalb der Nationalparkskernzone entschädigt werden. „Hier sehen wir großes Konfliktpotenzial,“ so Jochen Winning vom VHK in München. „Denn die ‚umgesiedelten’ Holzrechte würden in neuen Regionen in direkter Konkurrenz zur Holzindustrie stehen.“ Hintergrund ist, dass durch den Nationalpark das Holzangebot verknappt wird. Da aber die Betriebe überwiegend Holz aus der Region beziehen, wird sich der Konkurrenzdruck sowie der Holzpreis erhöhen. „Zudem bestehen in diesen neuen Gebieten häufig bereits alte Holzrechte – deren Besitzer auch weiterhin darauf pochen werden, aus ihren Waldgebieten Holz zu beziehen,“ ergänzt Lars Schmidt, Hauptgeschäftsführer des DeSH.

Hilfsfonds zur Verteidigung der Holzrechte

Die Holzrechte stehen der Ausweisung eines Nationalparks entgegen, da sie dem Besitzer garantieren, im Wald seiner Gemeinde für den Eigenbedarf Holz zu ernten. Dies widerspricht dem Nutzungsverzicht in einem Nationalpark. Sollten die Pläne für einen dritten bayerischen Nationalpark im Spessart vorangetrieben werden, wappnen sich die Holzrechtler: Ein Hilfsfonds, an dem sich auch die beiden Verbände beteiligen, soll die Rechtler bei möglichen juristischen Schritten unterstützen.

Intransparentes Verfahren: wichtige Stimmen in der Diskussion nicht gehört

Der Ausschluss der Holzindustrie bei der Anhörung ist nur ein Anzeichen dafür, dass das Umweltministerium kritischen Stimmen bewusst keinen Raum bietet. Unverständlich ist auch, warum beispielsweise die wissenschaftliche Expertise der TU München zu „Auswirkungen einer Bewirtschaftungsaufgabe in Eichen-Buchen-Mischbeständen im Spessart auf die Eichenanteile und die Biodiversität“ bislang weder den betreffenden Landräten vorgelegt, noch vom Umweltministerium angeführt wurde. Die Professoren Anton Fischer und Reinhard Mosandl schreiben hier ganz deutlich: „Die heute vorhandenen Eichen werden nach Zulassen einer vom Menschen nicht gelenkten Ökosystementwicklung verschwinden.“ Denn die Eiche ist ein Lichtbaum und wäre der schattenverbreitenden Buche ober- und unterirdisch stets unterlegen. „Die berühmten Eichenbestände des Spessarts sind ein Meisterwerk jahrhundertelanger Waldbautradition“, so Diplom-Forstwirt Lars Schmidt. „Warum nur will die Landesregierung dieses Kulturerbe nicht erhalten?“

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Hintergrund

Im Sommer 2016 verkündeten Umweltministerin Ulrike Scharf und Ministerpräsident Horst Seehofer (beide CSU) die Bestrebungen, einen dritten Nationalpark in Bayern auszuweisen. Nach den südbayerischen Schutzgebieten im Bayerischen Wald (seit 1970) und in Berchtesgaden (seit 1978) steht die Region Franken im Fokus. Diskutiert werden aktuell der Spessart, die Rhön und die Donau-Auen.

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Über die Deutsche Säge- und Holzindustrie

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