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Holzkaskade - Steigerung der Rohstoffverfügbarkeit durch mehr Effizienz?

04.01.2017
Prof. Dr. Udo Mantau

Prof. Dr. Udo Mantau gestaltete 1992-2016 den Arbeitsbereich „Ökonomie der Holz- und Forstwirtschaft“ am „Zentrum Holzwirtschaft“ der Universität Hamburg. Derzeit übt er diese Funktion noch im Rahmen einer Fachvertretung aus. In der  seit 25 Jahren bestehenden Beratungsfirma INFRO (Informationssysteme für Rohstoffe) werden die Forschungsarbeiten fortgesetzt.

Seine Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich der Holz- und Baumarktforschung. Es hat sich spezialisiert auf Prognosen, Potenzialanalysen, regionale Marktforschung und Marketingstudien. In jüngster Zeit hat Mantau vor allem im Bereich der Rohstoffforschung Methoden (Holzrohstoffbilanz, Wood Flow Analysis) entwickelt, die inzwischen international Anwendung finden. 

Auf dem 4. AGR Rohstoffgipfel spricht er zum Thema "Holzkaskade - Steigerung der Rohstoffverfügbarkeit durch mehr Effizienz?" Seine These lautet: "Man kann Kaskadennutzung als Eingriff in die Rohstoffverwendung oder als Prinzip zur Förderung des Rohstoffes Holz definieren und gestalten. Kaum ein anderer Werkstoff kann so eindrucksvolle Kaskaden aufweisen wie der Werkstoff Holz."

Prof. Mantau: "Der Begriff Kaskadennutzung wurde überwiegend von Technologen für technologische Zusammenhänge geprägt. Danach beschreibt es die mehrfache, stoffliche Verwendung eines Rohstoffes im Rahmen von Materialflüssen. Dem folgt nicht selten  die Aussage, dass der Rohstoff so lange wie möglich im Materialstrom genutzt werden soll. Effizientes Handeln dürfte in jedem Betrieb eine Selbstverständlichkeit sein. Problematisch wird es erst, wenn man einfache betriebliche Zusammenhänge 1:1 auf komplexe Märkte überträgt.

Die gesamte, stoffliche  Nutzung von Kaskadenmaterial betrug in der EU28 im Jahr 2010 210 Mio. m³ wovon etwa ein Drittel (32%) Reststoffe waren und zwei Drittel (68 %) Recyclingmaterialien. Nimmt man jedoch Papier heraus und betrachtet nur den Holzstrom, so  beträgt die gesamte stoffliche Nutzung  von Kaskadenmaterial  50 Mio. m³ wovon zwei Drittel Reststoffe sind und nur ein Drittel Recyclingmaterialien.

Insgesamt wird durch Kaskadennutzung in der EU28 der primär eingesetzte Rohstoff durch Nutzungskaskaden (Holz und Papier) um etwa 60% erhöht (Kaskadenfaktor 1,6). Die wirtschaftliche Bedeutung  insgesamt ist jedoch der Multiplikatoreffekt für Beschäftigung und Wertschöpfung noch bedeutender, weil vom Holz bis zur Verwendung vor allem in der Endwarenstufe Wirkungseffekte ausgehen.

Das Kaskadenprinzip kann im Rahmen der zukünftigen Entwicklung zur Kreislauf- und Bioökonomie ein hervorragendes Argument für den Rohstoff Holz werden. Wenn man sich aber innerhalb der Holzwirtschaft in gegenseitigen  Verteilungskämpfen verliert, vergibt man diese Chance gegenüber anderen Werkstoffen."

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