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„Berlin zeigt, dass das Bauen mit Holz überall möglich ist“

14.12.2016

Mit dem Tagungsort Berlin betritt der Sägewerkskongress 2017 Neuland. Noch nie gastierte der Branchentreff in der deutschen Hauptstadt. DeSH-Präsident Carsten Doehring erklärt vorab, warum er sich auf den Veranstaltungsort freut und was diesen für die diesjährigen Schwerpunktthemen prädestiniert.

Herr Doehring, der kommende Kongress der Säge- und Holzindustrie hat zum Motto „Ende der Steinzeit – Holz für die Märkte der Zukunft“. Was steckt dahinter?

Allgemein gesprochen bringt das Motto zum Ausdruck, dass Holz der Rohstoff der Zukunft ist. Das können wir als Branche ruhig mal so selbstbewusst formulieren: Es ist nachhaltig, bietet großes Klimaschutzpotenzial und entspricht wie kein anderer Rohstoff den Prämissen der Bioökonomie. Ich beobachte, dass Holz zunehmend auch die Anerkennung erhält, die ihm gebührt. Was die Märkte anbelangt, richtet sich das Augenmerk zum einen auf den modernen Holzbau, der insbesondere im urbanen Raum an Bedeutung gewinnt. Genauso möchte ich aber den Verpackungsmarkt hervorheben. Auch da sehe ich, dass Zukunftspotenziale genutzt werden.

Welche konkreten Marktimpulse und -entwicklungen erwarten Sie?

Bedarfsseitig sicher der Wohnungsmangel. Vor allem in den Städten, die immer mehr Menschen anziehen, sind Wohnraum und auch Fläche knapp. Der Holzbau bietet hier hervorragende Lösungen, beispielsweise bei Lückenschluss oder Nachverdichtung durch Aufstockung. Modularisierung und der hohe Vorfertigungsgrad sind entscheidende Vorteile von Holz. Der Trend zur Standardisierung – und das ist vielleicht neu – ist derzeit aber nicht nur im Holzbau, sondern ebenfalls im Verpackungsmarkt abzulesen. Auch hier gibt es zunehmend Bestrebungen, die Materialeigenschaften einheitlich zu definierten.

Welche Rolle spielten die Schwerpunktthemen bei der Wahl des Tagungsortes?

Auf den ersten Blick ist Berlin ein ungewöhnlicher Tagungsort, weil man ihn spontan nicht mit dem Thema Holz in Verbindung bringt. Das ist aber auch das Schöne daran. Wenn man sich nämlich in der Stadt umsieht, entdeckt man spannende Holzbauprojekte, die das Potenzial unseres Werkstoffs in urbaner Umgebung aufzeigen. Insofern spielte das Thema durchaus eine Rolle bei der Ortswahl. Berlin zeigt, dass das Bauen mit Holz überall möglich ist und neue, kreative Lösungen bietet.

Die Argumente für das Bauen mit Holz sind kaum zu bestreiten. Die Holzbauquote hierzulande liegt mit 16 Prozent aber noch deutlich hinter anderen europäischen Ländern zurück. An welchen Stellschrauben gilt es zu drehen?

Wenn man Menschen fragt, ob sie sich vorstellen können, in einem Holzhaus zu wohnen, wird kaum jemand sagen „möchte ich nicht“. Holz ist in der Öffentlichkeit absolut positiv besetzt. Bei den potenziellen oder schlussendlichen Bewohnern eines Mehrfamilienhauses ist insofern nicht so viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Vielmehr gilt es, Entscheider wie Architekten, Planer, Projektentwickler und Finanzierer abzuholen. Die Ausstellung „Bauen mit Holz“, die derzeit im Berliner Martin-Gropius-Bau zu sehen ist und auch im Rahmen des Kongresses besucht werden kann, ist ein gutes Beispiel, auf welchem Wege dies gelingen kann und soll einen wichtigen Beitrag hierzu leisten.

Hat sich die Einstellung gegenüber Holzbauten schon verändert?

Durchaus. Vor wenigen Jahren waren wir mit der Idee des urbanen Holzbaus noch die „Sonderlinge“. Angesichts der dringend notwendigen Nachverdichtung in den Großstädten rennen wir mit dem Thema nun offene Türen ein. Der hohe Vorfertigungsgrad ermöglicht kurze Bauzeiten und eine geringe Beeinträchtigung der Anwohner. Aufstockungen lassen sich aus statischen Gründen meist nur in Leichtbauweise realisieren. Vor diesem Hintergrund und angesichts toller Leuchtturmprojekte denken heute sicherlich mehr Entscheider über eine „Holzlösung“ nach. Zumal es ja auch im Sozialen Wohnungsbau solche Leuchtturmprojekte gibt, wie die Ausstellung zeigt.

Was oder wer hemmt den Holzbau noch?

Zum Teil veraltete Landesbauordnungen, die Holz gegenüber anderen Baustoffen benachteiligen. Was mit Holz im mehrgeschossigen Wohnungsbau möglich ist, zeigt der Blick in die Schweiz oder nach Österreich. Auf der anderen Seite stellt sich für die Holzwirtschaft immer auch die grundsätzliche und perspektivische Frage nach der Verfügbarkeit des Rohstoffs. Geht die Entwicklung hin zu mehr Flächenstilllegungen und einseitigem Waldumbau weiter, setzt dies leider auch ein Fragezeichen hinter den umweltpolitisch erfreulichen und gewollten Trend zum Holzbau.

Das Jahr 2016 war international ein politisch turbulentes mit noch nicht absehbarer wirtschaftlicher Tragweite. Muss sich die Branche auf Probleme einstellen?

Ich bin grundsätzlich optimistisch und hoffe, dass gewisse poltische Entscheidungen und Wendungen keine langfristigen Auswirkungen auf unsere Branche haben werden. Nehmen wir den Bausektor: Wohnen wird weltweit immer ein elementares Bedürfnis der Menschen bleiben. Insofern sind wir – unabhängig von politischen Entwicklungen – in einem zukunftsträchtigen Segment tätig. Der Brexit als Beispiel wird sicher für ein paar Verwerfungen sorgen, letztendlich werden aber die Briten ihrer wachsenden Bevölkerung Wohnraum bieten müssen. Es wird also weiterhin in irgendeiner Form einen Holzexport dorthin geben – denn auf der Insel gibt es schlicht nicht genügend Wälder und Sägewerke. Bei allen Turbulenzen bleibe ich somit vorsichtig positiv gestimmt.

Auf was freuen Sie sich beim Sägewerkskongress besonders? Wird es Neuerungen geben?

Wie jedes Jahr werden wir bewährte Formate weiterentwickeln, aber natürlich auch ein paar neue Sachen ausprobieren. Da möchte ich noch gar nicht so viel verraten, die Teilnehmer sollen ja weiter gespannt bleiben. Persönlich freue ich mich auf die Location. Sowohl Berlin als Stadt wie auch das Café Moskau sind beide spannend, ungewöhnlich und neu für unser Branchentreffen. Das passt hervorragend zum Thema.

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12. Internationaler Kongress der Säge- und Holzindustrie & 4. AGR Rohstoffgipfel
12.-13. Januar 2017 in Berlin
www.saegewerkskongress.de