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10 Jahre nach Kyrill: ein Rückblick aus Sicht der Sägeindustrie

18.01.2017

Heute, am 18. Januar, jährt sich der Orkan Kyrill zum zehnten Mal. Mit bis zu 225 km/h schnellen Windböen durchfegte er Europa, forderte 47 Todesopfer und sorgte für erhebliche Beeinträchtigungen und Sachschäden in weiten Teilen des Kontinents. Auch der Säge- und Holzindustrie in Deutschland versetzte der starke Orkan einen schweren Schlag.

Nach Kyrill war die Branche von typisch sturmbedingte Folgen umgewehter Hölzer betroffen. Kurzfristig ergab sich ein Überangebot von Rundholz auf dem Markt und es kam zum Preisverfall – sowohl im Einkauf von Rundholz als auch, mit zeitlicher Verzögerung, beim Verkauf von Schnittholzprodukten.

Qualitätsverlust und Knappheit

Mittelfristig sorgte Kyrill für Qualitätseinbußen, denn je länger das vom Wind geworfene Holz lagert, desto mehr verliert es an Qualität. Zudem führte der Orkan zu Holzknappheit: Die Mehrmengen vom Sturm werden, um die Einschlagpläne einzuhalten, durch weniger Holzeinschlag in den Jahren nach dem Sturm kompensiert.

Konkrete Effekte auf die Holzwirtschaft

Wesentliche Aspekte zur Lage der Holz- und Sägeindustrie infolge des Orkans sind im Detail in den beigefügten Grafiken und Tabellen im Detail einzusehen und hier in Kürze aufgeführt:

  • Überangebot: Der Einschlag lag 2007 bundesweit um ca. 15 Mio. Festmeter höher als üblich, vorwiegend Fichte.
  • Holzknappheit: Die hohen Holzmengen nach Kyrill wurden durch Mindereinschlag in den Folgejahren ausgeglichen – bis 2015 wurde bundesweit das (konjunkturell bedingt hohe) Einschlagniveau von 2006 noch nicht wieder erreicht.
  • Export: Es gab nach Kyrill keinen höheren Inlandsverbrauch. Die Mehrproduktion aus dem Windwurf ging in den Export (2007 war mit 9,2 Mio. Kubikmetern das bislang stärkste Exportjahr). Deutschland ist bereits seit 2004 ist ein Netto-Holzexporteur.
  • Preisrückgang nach Sturmschäden: Die Rundholzpreise hatten ihren Tiefpunkt 2004/2005, sind in 2005 und 2006 stark angezogen und in 2007 dann sturmbedingt eingebrochen (im Norden stärkerer Rückgang als im Süden). 

Umgang der Holzwirtschaft mit Sturmschäden

Die in Folge der Reparationshiebe nach 1871, 1918 und 1945 zur schnellen Aufforstung angepflanzten reinen Fichtenflächen sind besonders windanfällig, werden in der heutigen Waldbaupraxis aber längst nicht mehr angestrebt. Stattdessen setzt man auf Mischwälder – auch mit Baumarten, die länger werdende Trockenperioden unbeschadet überstehen, wie die Douglasie. Die Holzwirtschaft unterstützt diesen heute weitgehend praktizierten Umbau des Waldes hin zu klimastabilen Mischwäldern mit ausreichendem Nadelholzanteil.

Für die Sägeindustrie sind Sturmschäden ein nicht kalkulierbares Risiko, das zu heftigen Marktverwerfungen führt (Überangebot, Preisverfall, dann Qualitätsverlust und Holzknappheit). Daher haben die Betriebe ein großes Interesse daran, dass die Schäden aus Orkanen und Stürmen gering ausfallen. Besonders Mischwälder haben sich als sturmresistent erwiesen. Ihren Aufbau und ihre Pflege begrüßt und unterstützt die Branche ausdrücklich.

Alternatives Geschäftsmodell

Einige Betriebe haben auf die aktuellen Marktbedingungen (hoher Holzpreis, begrenzte Holzverfügbarkeit) reagiert, indem sie weniger Holz einschneiden und sich stattdessen mehr auf die Wertschöpfung in der Weiterverarbeitung konzentrieren.

Darüber hinaus finden weitere Forschung und Investitionen in technische Weiterentwicklungen statt, wie etwa der Einsatz von Laubholz im Bauwesen, wo aufgrund unterschiedlicher physischer Eigenschaften der beiden Holzarten bislang fast nur Nadelholz eingesetzt wird. Diese neuen Einsatzmöglichkeiten von Laubholz werden jedoch nur eine Ergänzung des Marktes darstellen können – de facto benötigt die Wirtschaft 80 bis 90 Prozent Nadelholz.

Reaktion auf Sturmschäden

Bei Sturmschäden ist die Holzwirtschaft darauf angewiesen, dass die Waldbesitzer besonnen handeln, Lagerflächen bereithalten um Konservierungsmaßnahmen wie Nasslagerung zu ermöglichen und Sturmholz nur sukzessive auf den Markt bringen.

Insgesamt ist die Wald- und Forstwirtschaft angesichts der Wetterphänomene aufgerufen, kluge Waldbewirtschaftung zu betreiben, um die Schäden gering zu halten. Da beispielsweise jedoch keine Monokulturen mehr angepflanzt und vermehrt auch alternative Nadelholzarten, wie zum Beispiel die Douglasie, eingesetzt werden, spricht vieles dafür, dass sich künftige Schäden in Grenzen halten könnten. Der „Forstmeister Sturm“ hat sich in den letzten Jahrzehnten die anfälligsten Flächen bereits auf seine Weise vorgenommen.

DATEN

Windwürfe

Wiebke Februar 1990, flächig
Lothar Dezember 1999, Mitte, Süden
Kyrill 18./19.1.2007, flächig
Niklas 31.3.2015, Süden

Statistiken

  • Der Einschlag lag 2007 bundesweit um ca. 15 Mio. Festmeter höher als üblich, vorwiegend Fichte

Quelle: BMEL Holzmarktbericht 2015

  • Holzknappheit: Die hohen Holzmengen wurden durch Mindereinschlag in den Folgejahren ausgeglichen – bis 2015 wurde bundesweit das Einschlagniveau von 2006 noch nicht erreicht

  • Preisrückgang nach Sturmschäden: Die Rundholzpreise hatten ihren Tiefpunkt 2004/2005, sind in 2005 und 2006 stark angezogen und in 2007 dann sturmbedingt eingebrochen (im Norden stärkerer Rückgang als im Süden).

       Quelle: www.holzmarktinfo.de