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Streitgespräch um Possener Urwald – DeSH: Nachhaltige Waldwirtschaft und Artenschutz sind kein Widerspruch

22.03.2017
Diskussionsveranstaltung am 21. März 2017 - Waldwildnis Possen

Die Thüringer Landesregierung plant, 2500 Hektar Hainleitewald am Berg Possen im Kyffhäuserkreis aus der waldwirtschaftlichen Nutzung herauszunehmen. Auf Einladung der „Thüringer Allgemeinen“ nahm DeSH-Hauptgeschäftsführer Lars Schmidt am 21. März 2017 an einer Podiumsdiskussion zum geplanten Nationalpark „Waldwildnis Possen“ in der Sondershäuser Cruciskirche teil und bezog Position für die Säge- und Holzindustrie. 

Lars Schmidt diskutierte dabei mit Olaf Möller (Staatssekretär im Thüringer Umweltministerium, Bündnis 90/Die Grünen), Antje Hochwind (Landrätin, SPD), einem Vertreter der Bürgerinitiative „Possenwald“, Burkhard Vogel (BUND), Prof. Ernst-Detlef Schulze (Direktor des Jenaer Max-Planck-Instituts für Biogeochemie), Sägewerksbetreiber Michael Selle sowie Andreas Niepagen, dem Leiter der Forstinspektion Nord von ThüringenForst.

Zu Fragen der Auswirkungen für die Region, wenn ein Großteil des Possenwaldes zur Wildnis wird, entfachte sich eine teils hitzige Debatte zwischen den Diskutanten und dem Publikum. „Die Forderung nach mehr Wildnis spricht ein tiefgreifendes Bedürfnis der Menschen an. De facto müssen viele Argumente 'Pro Nutzungsverzicht' jedoch fachlich hinterfragt werden und machen daher den Nutzen weiterer großflächigen Beschränkung der nachhaltigen Waldwirtschaft zweifelhaft“, führte Lars Schmidt aus. Heutzutage gibt es sinnvollere Konzepte als Stilllegungen, um Interessen von Naturschutz, Tourismus sowie der Holzwirtschaft als wichtigem Arbeitgeber in ländlichen Räumen in Einklang zu bringen.

Gezieltes Biotop-Management im Rahmen nachhaltiger Waldwirtschaft

Als nachwachsender und regional verfügbarer Werkstoff und Energieträger spielt Holz eine Schlüsselrolle im globalen Energiesektor. Holzprodukte sind daher für eine nachhaltige und klimafreundliche Lebensweise heute und in künftigen Generationen nicht zu ersetzen. „Ich sehe deshalb den größten Nutzen auch für die Region am Possen in einem gezielten Biotop-Management im Rahmen nachhaltiger Waldwirtschaft zur Sicherung der Artenvielfalt, einer ressourceneffizienten Verwendung von Holz sowie in der Förderung attraktiver Infrastrukturen für den Tourismus“, argumentierte der DeSH-Hauptgeschäftsführer.

Laut Thüringer Koalitionsvertrag sollen in dem Land dauerhaft mindestens 5 Prozent des Waldes, also über 26.000 Hektar, der forstwirtschaftlichen Nutzung entzogen werden. Die Landesregierung sieht dies als Beitrag zur nationalen Strategie für mehr Artenvielfalt und will mit den Wildnisgebieten Pflanzen und Tierarten schützen, denen Wirtschaftswälder keine Perspektiven bieten würden. Staatssekretär Olaf Möller und die Vertreter von BUND und der lokalen Bürgerinitiative „Possenwald“ verteidigten auf dem Podium den Kurs der Landesregierung.

ThüringenForst: „Kein Gewinn für den Naturschutz“

Dem widersprachen neben Lars Schmidt auch der Sägewerker Michael Selle und Andreas Niepagen von der Landesforstanstalt ThüringenForst, die das Urwaldgebiet Possen ablehnt. Neben der finanziellen Belastung, die eine Stilllegung mit sich brächte, führte Niepagen ins Feld, dass diese keinen Gewinn für den Naturschutz bedeutet und Arbeitsplätze vor Ort gefährdet.

Die CDU-Landtagsfraktion ist ebenfalls dagegen, die Produktionsleistung von Waldflächen zu reduzieren. Als Folge einer Possener Waldwildnis sprach sie bereits öffentlich von einem Verlust von 200 Jobs sowie jährlichen Steuer-Mindereinnahmen von 2,2 Mio. CDU-Fraktionsvize Egon Primas hält die Umwaldung von Wirtschaftswäldern für fachlich unbegründet und ideologisch motiviert.

Die nächsten Schritte werden eine Anhörung im Petitionsausschuss des Landtages, die Befassung des Kreistages und des Stadtrates mit diesem Thema und eine weiterhin nötige Abstimmung zwischen zuständigen Ministerien und auch ThüringenForst. All diese Schritte werden hoffentlich dazu führen, die Diskussion zu versachlichen, so Schmidt abschließend.