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Verpackungsmarkt - „Holz ist in Sachen Flexibilität unschlagbar. Das ist in diesem Segment ein wichtiges Kriterium.“

15.12.2016

Jörg Keller ist geschäftsführender Gesellschafter des Sägewerks KELLERHOLZ in Lichtenau-Scherzheim (Baden-Württemberg). Das Unternehmen verarbeitet jährlich über 120.000 Festmeter Rundholz zu Verpackungshölzern und beliefert Kunden weltweit. Auf dem Sägewerkskongress 2017 spricht Keller als Experte zum Thema „Verpackungsmarkt, der heimliche Riese im Kundenspektrum der Sägeindustrie?“ Im Vorab-Interview erklärt er, wie sich das Segment in den vergangenen Jahren entwickelte und welche Herausforderungen daraus erwuchsen.

Herr Keller, Sie haben das Unternehmen KELLERHOLZ 2004 übernommen, modernisiert und sich konsequent auf die Produktion von Verpackungshölzern fokussiert. Welchen Stellenwert hatte der Markt damals und welchen hat er heute?

Der Verpackungsmarkt hat in dieser Zeitspanne sicherlich quantitativ als auch qualitativ überproportional zugenommen. Viele unsere Mitarbeiter, die aus anderen Werken gekommen sind, waren überrascht, welche Rolle Holzverpackungen beziehungsweise -paletten einnehmen können, wenn man es „richtig“ macht.

Der wachsende globale Handel in Kombination mit den vorteilhaften Eigenschaften von Holz spricht grundsätzlich für eine positive Entwicklung bei Holzpackmitteln. Teilen Sie diese Einschätzung oder sehen Sie die Decke bereits erreicht?

Nein, ich sehe noch einiges an Potenzial, da sich der Bereich auch sehr schnell weiterentwickelt. Holz ist in Sachen Flexibilität unschlagbar. Wir können schnell auf veränderte Anforderungen reagieren. Das ist in diesem Segment ein wichtiges Kriterium. Hinzu kommen die konstruktiven, ökologischen und hygienischen Argumente: Chemie und Holz passen auch im Verpackungsmarkt nicht zusammen. Insbesondere die Trocknung wird noch mehr an Bedeutung gewinnen.

Es wird viel von der „Commodity-Falle“ gesprochen, der Preisabwärtsspirale bei standardisierten Produkten. Gibt es im Bereich der Verpackungsmittel Nischen, um dies zu verhindern? Sagen wir so: Wer eine Nische sucht, wird sie finden. Auch der Service kann eine Nische sein! Es muss nicht immer nur das Produkt selbst sein.

Welchen Herausforderungen steht die Sägeindustrie im Verpackungssektor gegenüber? Was werden die zentralen Zukunftsthemen?

Wir müssen aktuell aufpassen, das richtige Maß zu finden zwischen Kundenanforderungen und verfügbaren Holzqualitäten. Viele Kunden, gerade aus dem Automotive-Bereich, hätten am liebsten zu 100 Prozent astreine Ware. Wir wissen alle, dass dies auf Dauer und in diesem Umfang nicht möglich ist. Schließlich erwächst hieraus eine Nutzungskonkurrenz zu anderen hochwertigen Bereichen wie dem Holzbau. Die Qualitätspyramide wird nach oben hin eben eng. Die Anforderungen des Verpackungsmarktes wirken da teilweise übertrieben. Wir müssen als Produzent mitunter viel Überzeugungsarbeit leisten. Ich würde mir von den Abnehmern etwas mehr Pragmatismus wünschen: Für jeden Verwendungszweck gibt es die richtige, weil adäquate Holzqualität.

Sehen Sie im Verpackungsbereich auch strukturelle Probleme? Wenn ja, welche Rahmenbedingungen müssten sich bessern?

Ich sehe bei größeren Werken teilweise die Gefahr, dass Seitenware und II. Wahl zu günstig angeboten werden. Erlöse werden dort über die Hauptware erzielt. Mögliche Preiserhöhungen für verpackungsrelevantes Holz werden von diesen Betrieben oftmals nicht mitgetragen, da die Sortimente schlicht nicht den Stellenwert genießen wie bei spezialisierten oder kleineren Betrieben. Beim Restholz lässt sich dies bisweilen auch feststellen.