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FSC-Zertifizierung in tiefer Krise?

03.09.2014
FSC Zertifizierung, DeSH

Das FSC-Label rutscht immer tiefer in die Krise. Neue Untersuchungen von Greenpeace in Russland zeigen, dass die Zertifizierung keineswegs die Wälder vor Kahlschlag und Raubbau schützt. Allerdings behauptet FSC gerade dieses: das Label garantiere angeblich „verantwortliche Forstwirtschaft“. Die auf dem Papier durchaus starken Regeln in Russland für FSC gelten de facto nicht. Vielmehr werden die zertifizierten Wälder in Russland systematisch übernutzt. In Anlehnung an den immer endgültigen Abbau im Bergbau (Mining) sprechen die  Greenpeace-Vertreter vor Ort inzwischen von „Wood-Mining“, also sinngemäß schlicht von Waldzerstörung.

Vor dem politischen Hintergrund, dass soeben erst Baden-Württemberg trotz vieler Proteste von Fachleuten seinen Wald, den ForstBW nach FSC-Regeln zertifizieren ließ, ist dieses russische Desaster von FSC ziemlich peinlich.
Es handelt sich nämlich nicht um vereinzelte Entgleisungen bei der Holzernte. Vielmehr spricht Greenpeace von einem systematischen Raubbau, von einer großflächigen Verwüstung, sogar von Vernichtung borealer Wälder.
Wiederaufforstungen (in Deutschland sind derartige Kahlschläge gesetzlich streng verboten) seien auf den abgeernteten riesigen und verwüsteten Flächen oft unmöglich, denn die Pflanzen wachsen bei den extrem kalten Temperaturen (Permafrostböden) viel zu langsam. Das heißt: hier wird nie wieder neuer Wald entstehen.

Fachleute (wie zum Beispiel Asti Roesle von Greenpeace Schweiz) sehen eine Ursache des von FSC geduldeten Raubbaus in der extrem gestiegenen Nachfrage nach scheinbar „gutem“, „nachhaltig erzeugtem“ Holz. Dabei nimmt FSC für sich gar nicht in Anspruch, Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft zu garantieren. Der Markt will jedoch Holzprodukte, die „mit gutem Gewissen“ genutzt werden können. Und FSC scheint die Marke zu sein, die dieses garantiert. So ist FSC und Holz aus diesen russischen FSC-zertifizierten Wäldern inzwischen Anlass für das Abholzen intakter Urwälder in Sibirien und den nördlichen Landesteilen von Russland geworden. Große Möbelfirmen (z.B. IKEA) wollen nur noch FSC-zertifiziertes Holz – mehr Holz, als der Markt eigentlich hergibt. So ist die FSC –Zertifizierung in vielen Ländern grotesker Weise zum Anlass der Vernichtung eben dieser besonders wertvollen Wälder geworden.

„Nach den extrem kritischen Berichten zu FSC-Zertifizierungen in Schweden („Die Glaubwürdigkeit des FSC-Labels erleidet einen neuen Tiefschlag durch die Greenpeace-Studie“) sowie einem vernichtenden Report zu dem Geschehen in FSC-zertifizierten finnischen Wäldern (die Studie listet eine erschreckend hohe Anzahl von geduldeten Verletzungen des FSC-Standards auf) verdient diese neue Studie zu dem Geschehen in den russischen Wäldern besondere Aufmerksamkeit“, findet Helmut Bunk, Vorsitzender des Holzenergie-Fachverbandes Baden-Württemberg.
 
Quelle: Der Holzenergie-Fachverband Baden-Württemberg unterstützt die Nutzung der Holzenergie. Er setzt sich dafür ein, dass Holzenergie und Klimaschutz einen angemessenen Stellenwert in der Landespolitik erhalten.
www.holzenergie-bw.de
(Verantwortlich: Franziska Ott, Holzenergie-Fachverband Baden-Württemberg)
 
Hinweis: Weitere Informationen zu den FSC-Reports unter folgenden Links:
 
http://www.greenpeace.org/international/en/publications/Campaign-reports/Forests-Reports/FSC-Case-Studies/
 
http://fsc-watch.com/2009/03/06/fscs-credibility-in-sweden-takes-another-pounding-with-new-greenpeace-report/
 
http://fsc-watch.com/2008/11/14/greenpeace-exposes-fscs-controlled-wood-fiction-finland-logging-out-of-control/